Positivtagebuch
Es soll zum Teil sogar psychotherapeutische Behandlungen ersetzen können, so wird diskutiert, wenn abends ein Positivtagebuch geführt wird.
Ob berufsspezifisch erfolgsorientiert oder über allgemeine schöne Erlebnisse des Tages oder auch über beides, Hauptsache positiv!
Aber was bewirkt das?
Zuversicht und Selbstvertrauen werden gefördert, wenn ich lerne zu sondieren, was gut läuft. Dankbarkeit stellt sich ein, positives Denken wird trainiert.
Das Einschlafen fällt leichter, wenn meine letzte Tat ein positives Resümee des Tages ist, anstelle des Grübelns und der Sorge darüber, was ich am nächsten Tag alles zu leisten habe.
In meiner Coachingarbeit habe ich festgestellt, dass Menschen sehr verschieden an solche Aufgaben herangehen. Denn natürlich erfordert es Disziplin, sich jeden Abend hin zu setzen und etwas zu Papier bringen zu „müssen“.
Deshalb ist der Coachingmarkt neuerdings mit Büchern und Heften überschwemmt, die das Format vorgeben. Es finden sich anzukreuzende Smileys, passend zum erlebten Tag, ebenso anzukreuzende Aussagen, wie „Ich habe Gutes getan“, „Ich habe jemanden zum Lächeln gebracht“ „Ich habe ein gutes Buch gelesen“.
Meistens werden zusätzlich Sinnsprüche und Affirmationen angeboten, einfach, weil auch sie das positive Denken trainieren. (s. auch meine Blogs „Die Kraft von Affirmationen“ „Positives Denken“ und „Lebensweisheiten, Sinnsprüche“)
Und dann folgt noch die Bitte um tägliche Auflistung der magischen DREI DINGE , die gut waren.
Diese Hilfestellungen sollen die Kreativität anregen und das berüchtigte -vorm leeren Blatt sitzen und nicht wissen, was schreiben- dadurch vermieden werden.
Aber begeben wir uns da nicht in Erwartungsfesseln? Werden uns nicht erstrebenswerte Handlungen und Dinge aufgedrängt, die in unserem momentanen Lebensabschnitt vielleicht keinen Platz haben? Ist die Kontrollfunktion der täglich auszufüllenden Buchseite zu fremdbestimmt? Ich meine: ja!
Es reicht, DREI GUTE DINGE in einem leeren Oktavheft auflisten. Egal, ob datiert oder undatiert! Einfach nach dem Motto:
Aller guten Dinge sind drei!
Und für Menschen, die mit der täglichen Schreiberei Probleme haben, rege ich an, diese jeden Abend direkt vor dem Einschlafen gedanklich zu finden. Und das Positivtagebuch wenigstens einmal in der Woche zu führen. Je freier, desto kreativer lautet mein Credo. Das gute Wetter hat ebenso Platz, wie dass die warme Mahlzeit geschmeckt hat. Und der berufliche Erfolg oder die privaten Freuden schon sowieso.
Mit der Zeit stellst du fest, dass du automatisch nach den guten Dingen suchst, und deshalb fallen sie dir auch auf.
Und dann kommt der Moment, wo dein Denken so automatisiert ist, dass du kein Positivtagebuch mehr schreiben brauchst.
Aus einer sinnvollen Aufgabe ist eine gute Angewohnheit geworden, mit der es sich sehr viel leichter leben lässt.